Page 24 - ZHOU ENLAI AUSGEW ÄHLTE SCHRIFTEN Band I
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                  Zweitens, ein falsches Verständnis vom Kampf gegen den Oppor-
                tunismus. Beim Kampf gegen den Opportunismus besteht die Haupt-
                aufgabe  darin,  opportunistische  politische  und  organisatorische  Li-
                nien zu beseitigen, doch gibt es Genossen, die ausschließlich Personen
                angreifen, aber die Kritik an falschen Vorstellungen vernachlässigen.
                Als wenn der Opportunismus dadurch verschwinden würde, daß ein-
                zelne niedergeschlagen werden! Solchen Genossen fehlt die Klarheit,
                daß der Opportunismus tief verwurzelt ist und nicht durch den Aus-
                schluß einzelner Personen beseitigt werden kann. Um ihre eigene
                Position zu stärken, muß die Partei sicherlich Unverbesserliche, die
                systematische opportunistische Vorstellungen haben und daran fest-
                halten, ausschließen.  Die  Hauptsache besteht  aber darin,  alle  oppor-
                tunistischen Ideen zu kritisieren und sicherzustellen, daß alle Genossen
                in der Partei ein klares Verständnis haben. Nur dadurch bekommt die
                politische Linie der Partei die richtige Orientierung. Noch schlimmer
                ist es, jemandes Schwächen hervorzuheben und zu übertreiben, weil
                man aus privaten Gründen einen Groll gegen ihn hegt:  das ist die
                Taktik eines Politikasters und in einer proletarischen Partei absolut
                fehl am Platz.
                  Drittens, Streit aufgrund persönlicher Feindschaft. Politisch ge-
                sehen ist Opposition gegen Opportunismus und Putschismus außeror-
                dentlich wichtig, sobald  aber  die  Opposition gegen  eine  bestimmte
                Politik zu persönlichen Angriffen führt, wird daraus ein schmutziger
                Streit  aus persönlichen  Motiven.  Andere aus  persönlichen  Motiven
                anzugreifen, ihre Kritik zurückzuweisen oder über ihre Beweggründe
                zu spekulieren, ohne ihre Arbeit und ihre Meinungen vom Standpunkt
                der Partei aus zu überprüfen, führt zu endlosen Zwistigkeiten in der
                Partei und ist kleinbürgerlich bis ins Letzte.
                  Viertens,  die Tendenz zur  Gruppenbildung.  Die  zahlreichen
                Gruppen, die es gegenwärtig in der Partei gibt, haben sich zusam-
                mengeschlossen auf Grundlage von Sympathie und Antipathie oder
                aus Loyalität zu einem Clan. Eine kleine Minderheit, die nach Macht
                giert und auf hohe Posten hofft, benützt diese Gruppen, um Mitgenos-
                sen  oder  Höherstehende  anzugreifen, wobei  allerlei  niederträchtige
                Methoden  angewendet  werden, wie  sie  bürgerlichen  Politikern  und
                Bürokraten  eigen  sind.  Diese  Tendenz ist  verabscheuungswürdig und
                schädlich für die Partei.
                  Fünftens, Spaltung zwischen Arbeitern und Intellektuellen. Es ist
                falsch, den Kampf gegen den Opportunismus in einen Kampf gegen
                die Intellektuellen zu verwandeln. Eine beträchtliche Anzahl Intel-
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