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ANALYSE DER KLASSEN IN DER
CHINESISCHEN GESELLSCHAFT *
(März 1926)
Wer sind unsere Feinde? Wer sind unsere Freunde? Das ist eine
Frage, die für die Revolution erstrangige Bedeutung hat. Wenn alle
bisherigen revolutionären Kämpfe in China nur sehr geringe Erfolge
brachten, so lag die Grundursache darin, daß man es nicht vermochte,
sich mit den wahren Freunden zusammenzuschließen, um die wahren
Feinde zu bekämpfen. Eine revolutionäre Partei ist der Führer der
Massen, und keine Revolution ist jemals erfolgreich gewesen, wenn
die revolutionäre Partei die Massen auf einen falschen Weg geführt
hat. Um sicher zu sein, daß wir die Revolution nicht auf einen fal-
schen Weg führen, sondern unbedingt Erfolg haben werden, müssen
wir dafür sorgen, daß wir uns mit unseren wahren Freunden zusam-
menschließen, um unsere wahren Feinde zu bekämpfen. Um die
wahren Freunde von den wahren Feinden zu unterscheiden, müssen
wir die ökonomische Lage der verschiedenen Klassen in der chinesi-
schen Gesellschaft und deren jeweilige Einstellung zur Revolution in
großen Zügen analysieren.
Wie verhält es sich nun mit den verschiedenen Klassen der
chinesischen Gesellschaft?
Die Klasse der Grundherren und die Kompradorenklasse [1]. Im
ökonomisch rückständigen, halbkolonialen China sind die Klassen der
Grundherren und der Kompradoren im wahrsten Sinne des Wortes
* Dieser Artikel des Genossen Mao Tse-tung richtet sich gegen zwei Arten von
Abweichungen, die zu jener Zeit in der Partei zu verzeichnen waren. Die Anhänger
der ersten Abweichung, deren Vertreter Tschen Du-hsiu war, achteten nur auf die
Zusammenarbeit mit der Kuomintang und vergaßen die Bauern. Das war rechter
Opportunismus. Die Anhänger der zweiten Abweichung, deren Vertreter Dschang
Guo-tao war, achteten nur auf die Arbeiterbewegung und vergaßen ebenfalls die
Bauern. Das war „linker“ Opportunismus. Die Anhänger dieser beiden opportunisti-
schen Abweichungen fühlten, daß die auf seiten der Revolution kämpfenden Kräfte
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