Page 15 - MAO TSE-TUNG AUSGEWÄHLTE WERKE Band I .indd
P. 15
ANALYSE DER KLASSEN IN DER CHINESISCHEN GESELLSCHAFT 11
der Lehre vom Klassenkampf erklärt wird, ist gegen das Bündnis der
Kuomintang mit Rußland und gegen die Aufnahme von Kommuni-
4
sten und Linksgerichteten in die Kuomintang. Aber ihr Versuch,
einen Staat zu schaffen, in dem die nationale Bourgeoisie herrscht,
ist gänzlich unrealisierbar, weil die gegenwärtige Weltlage durch den
Endkampf zwischen den zwei großen Kräften, der Revolution und
der Konterrevolution, gekennzeichnet ist. Jede dieser beiden großen
Kräfte hat ein großes Banner erhoben: Das eine ist das rote Banner
der Revolution, hoch erhoben von der III. Internationale, die alle
unterdrückten Klassen in der Welt aufruft, sich um ihr Banner zu
scharen; das andere ist das weiße Banner der Konterrevolution, erho-
ben vom Völkerbund, der alle Konterrevolutionäre in der Welt aufruft,
sich um sein Banner zu scharen. Die Zwischenklassen werden sich
bestimmt sehr bald spalten: Die einen werden nach links — zur
Revolution —, die anderen nach rechts — zur Konterrevolution —
abschwenken; es gibt keinen Spielraum für ihre „Unabhängigkeit“.
Deshalb ist die Konzeption der mittleren Bourgeoisie Chinas von
einer „unabhängigen“ Revolution, in der ihre Klasse die Hauptrolle
spielen würde, eine reine Illusion.
Das Kleinbürgertum. Zu dieser Klasse gehören die Bauern auf
Eigenland , die Besitzer von Handwerksbetrieben, die unteren
5
Schichten der Intelligenz — Schüler und Studenten, Lehrer der Mittel-
und Grundschulen, kleine Beamte, kleine Büroangestellte, kleine
Advokaten — und die kleinen Händler. Das Kleinbürgertum verdient
seiner zahlenmäßigen Stärke und seiner Klassennatur wegen starke
Beachtung. Sowohl die Bauern auf Eigenland als auch die Besitzer
von Handwerksunternehmen betreiben eine Wirtschaft der Klein-
produktion. Obwohl sich die verschiedenen Schichten dieser Klasse
in der gleichen kleinbürgerlichen wirtschaftlichen Lage befinden,
teilen sie sich dennoch in drei verschiedenartige Gruppen. Die erste
Gruppe besteht aus denjenigen, die Überschuß an Geld und Getreide
haben, d. h. aus Menschen, die nach Befriedigung der eigenen Bedürf-
nisse durch ihre körperliche oder geistige Arbeit alljährlich einige
Überschüsse erzielen. Diese Menschen sind sehr begierig darauf,
6
reich zu werden, und beten Marschall Dschao am eifrigsten an. Sie
träumen zwar nicht von großem Reichtum, sind aber ständig bestrebt,
in die Stellung der mittleren Bourgeoisie emporzuklettern. Wenn sie
jemand sehen, der wegen seines kleinen Vermögens bei den Leuten
ein Ansehen genießt, läuft ihnen vor Neid das Wasser im Mund
zusammen. Menschen dieser Art sind feige, fürchten die Behörden,