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                haben aber auch ein wenig Angst vor der Revolution. Da sie ihrer
                wirtschaftlichen Lage nach der mittleren Bourgeoisie sehr nahestehen,
                glauben sie willig deren Propaganda und bringen der Revolution
                Mißtrauen entgegen. Diese Gruppe stellt eine Minderheit des Klein-
                bürgertums dar und ist sein rechter Flügel. Die zweite Gruppe besteht
                aus Menschen, die sich im großen und ganzen das erwirtschaften, was
                sie zum Leben brauchen. Diese Menschen unterscheiden sich be-
                trächtlich von denen der ersten Gruppe. Sie träumen ebenfalls vom
                Reichwerden, aber Marschall Dschao gestattet es ihnen nie; obendrein
                haben sie infolge der Unterdrückung und Ausbeutung durch die
                Imperialisten, die Militärmachthaber, die feudalen Grundherren und
                die  Kompradoren-Großbourgeoisie,  denen  sie  in  den  letzten  Jahren
                ausgesetzt sind, das Gefühl, daß sich die Welt geändert hat. Sie
                merken, daß sie heute bei gleichem Arbeitsaufwand wie früher nicht
                mehr imstande wären, ihren Lebensunterhalt zu bestreiten. Um ihr
                Dasein fristen zu können, müssen sie jetzt ihren Arbeitstag verlängern,
                von früh bis spät schuften und im Beruf doppelt auf der Hut sein.
                Und nun beginnen sie zu schimpfen:   Sie bezeichnen die Ausländer
                als „fremde Teufel“, die Militärmachthaber als „Raffergenerale“, die
                                  [2]
                Tuhao und Liäschen  als „herzlose Geldsäcke“. Was die Bewegung
                gegen die Imperialisten und die Militärmachthaber anbelangt, zweifeln
                sie nur an ihrem Enderfolg (denn die Ausländer und die Militär-
                machthaber seien doch so mächtig!), sie haben Bedenken, sich an
                ihr zu beteiligen, und beziehen eine neutrale Position; sie sind jedoch
                keineswegs gegen die Revolution. Diese Gruppe ist zahlenmäßig
                sehr stark; sie macht etwa die Hälfte des gesamten Kleinbürgertums
                aus. Die dritte Gruppe besteht aus Menschen, deren Lebensbedin-
                gungen sich verschlechtern. Viele von ihnen gehörten wohl ursprüng-
                lich zu den wohlhabenden Familien, aber ihre Verhältnisse verän-
                dern sich allmählich, zuerst kommen sie mit Mühe und Not aus,
                dann verarmen sie mehr und mehr. Jedesmal, wenn sie am Ende des
                Jahres die Bilanz ihrer wirtschaftlichen Tätigkeit ziehen, rufen sie
                entsetzt aus: „Ach, wieder ein Defizit!“ Und da sie einst bessere
                Tage gesehen haben, nun aber mit jedem Jahr immer tiefer sinken,
                sich mehr und mehr in Schulden verstricken und ein immer elenderes
                Dasein fristen, „überläuft es sie eiskalt, wenn sie an die Zukunft
                denken“. Diese Menschen haben wegen des Kontrastes zwischen
                Vergangenheit und  Gegenwart seelisch  stark zu  leiden.  Sie  sind
                ziemlich wichtig für die revolutionäre Bewegung; ihre Zahl ist nicht
                gering, und sie bilden den linken Flügel des Kleinbürgertums. In
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