Page 16 - MAO TSE-TUNG AUSGEWÄHLTE WERKE Band I .indd
P. 16
12 MAO TSE-TUNG
haben aber auch ein wenig Angst vor der Revolution. Da sie ihrer
wirtschaftlichen Lage nach der mittleren Bourgeoisie sehr nahestehen,
glauben sie willig deren Propaganda und bringen der Revolution
Mißtrauen entgegen. Diese Gruppe stellt eine Minderheit des Klein-
bürgertums dar und ist sein rechter Flügel. Die zweite Gruppe besteht
aus Menschen, die sich im großen und ganzen das erwirtschaften, was
sie zum Leben brauchen. Diese Menschen unterscheiden sich be-
trächtlich von denen der ersten Gruppe. Sie träumen ebenfalls vom
Reichwerden, aber Marschall Dschao gestattet es ihnen nie; obendrein
haben sie infolge der Unterdrückung und Ausbeutung durch die
Imperialisten, die Militärmachthaber, die feudalen Grundherren und
die Kompradoren-Großbourgeoisie, denen sie in den letzten Jahren
ausgesetzt sind, das Gefühl, daß sich die Welt geändert hat. Sie
merken, daß sie heute bei gleichem Arbeitsaufwand wie früher nicht
mehr imstande wären, ihren Lebensunterhalt zu bestreiten. Um ihr
Dasein fristen zu können, müssen sie jetzt ihren Arbeitstag verlängern,
von früh bis spät schuften und im Beruf doppelt auf der Hut sein.
Und nun beginnen sie zu schimpfen: Sie bezeichnen die Ausländer
als „fremde Teufel“, die Militärmachthaber als „Raffergenerale“, die
[2]
Tuhao und Liäschen als „herzlose Geldsäcke“. Was die Bewegung
gegen die Imperialisten und die Militärmachthaber anbelangt, zweifeln
sie nur an ihrem Enderfolg (denn die Ausländer und die Militär-
machthaber seien doch so mächtig!), sie haben Bedenken, sich an
ihr zu beteiligen, und beziehen eine neutrale Position; sie sind jedoch
keineswegs gegen die Revolution. Diese Gruppe ist zahlenmäßig
sehr stark; sie macht etwa die Hälfte des gesamten Kleinbürgertums
aus. Die dritte Gruppe besteht aus Menschen, deren Lebensbedin-
gungen sich verschlechtern. Viele von ihnen gehörten wohl ursprüng-
lich zu den wohlhabenden Familien, aber ihre Verhältnisse verän-
dern sich allmählich, zuerst kommen sie mit Mühe und Not aus,
dann verarmen sie mehr und mehr. Jedesmal, wenn sie am Ende des
Jahres die Bilanz ihrer wirtschaftlichen Tätigkeit ziehen, rufen sie
entsetzt aus: „Ach, wieder ein Defizit!“ Und da sie einst bessere
Tage gesehen haben, nun aber mit jedem Jahr immer tiefer sinken,
sich mehr und mehr in Schulden verstricken und ein immer elenderes
Dasein fristen, „überläuft es sie eiskalt, wenn sie an die Zukunft
denken“. Diese Menschen haben wegen des Kontrastes zwischen
Vergangenheit und Gegenwart seelisch stark zu leiden. Sie sind
ziemlich wichtig für die revolutionäre Bewegung; ihre Zahl ist nicht
gering, und sie bilden den linken Flügel des Kleinbürgertums. In