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die ganze Ernte ihnen gehört. Deshalb sind die Halbbesitzer revolu-
tionärer gesinnt als die Bauern auf Eigenland, aber weniger revolu-
tionär als die armen Bauern. Die armen Bauern sind Pächter auf
dem Lande und werden durch die Grundherren ausgebeutet. Der
wirtschaftlichen Lage nach kann man die armen Bauern wiederum
in zwei Gruppen teilen. Die erste Gruppe besitzt verhältnismäßig
ausreichende Ackergeräte und gewisse Geldmittel. Diese Bauern
können die Hälfte des Jahresproduktes ihrer Arbeit behalten. Das
Fehlende decken sie durch Anbau verschiedener Nebenkulturen,
durch Fisch- und Krabbenfang, Hühner- und Schweinezucht oder
teilweisen Verkauf der eigenen Arbeitskraft, bestreiten so mit Mühe
und Not ihren Unterhalt. Unter schweren materiellen Bedingungen
lebend, denken sie nur daran, wie sie bis zur neuen Ernte durchhalten
können. Ihr Leben ist somit schwerer als das der Halbbesitzer, aber
dennoch leichter als das der zweiten Gruppe der armen Bauern. Sie
sind revolutionärer gesinnt als jene, aber weniger revolutionär als
diese. Die der anderen Gruppe angehörenden armen Bauern besitzen
weder ausreichende Ackergeräte noch Geldmittel, haben nicht genü-
gend Dünger, bringen kärgliche Ernten ein, und nach Entrichtung
des Pachtzinses bleibt ihnen fast nichts übrig, so daß sie noch mehr
genötigt sind, einen Teil ihrer Arbeitskraft zu verkaufen. In Hunger-
jahren und sonstigen Notzeiten erflehen sie von ihren Verwandten
und Freunden leihweise einige Maß Getreide, um sich zunächst einmal
ein paar Tage durchzuschlagen; ihre Schulden häufen sich wie die
Last auf dem Rücken der Zugochsen. Diese Gruppe der armen Bauern
stellt den elendsten Teil der Bauernschaft dar; sie ist für revolutionäre
Propaganda überaus empfänglich. Was die kleinen Handwerker
betrifft, so werden sie deshalb als Halbproletariat bezeichnet, weil
sie, obwohl sie einige primitive Produktionsmittel besitzen und
überdies als Selbständige gelten, dennoch ebenfalls häufig gezwungen
sind, teilweise ihre Arbeitskraft zu verkaufen, und ihre ökonomische
Lage etwa der der armen Bauern im Dorf entspricht. Der ewige
Druck der Armut — die schwere Last der Ausgaben für den Unterhalt
der Familie, das Mißverhältnis zwischen Einkommen und Existenz-
minimum — und die ständige Furcht vor Arbeitslosigkeit bringen sie
im großen und ganzen ebenfalls den armen Bauern nahe. Die
Handlungsgehilfen sind Angestellte der Handelsunternehmen und
bestreiten den Unterhalt ihrer Familien mit einem bescheidenen
Gehalt; während die Warenpreise von Jahr zu Jahr steigen, wird eine
Gehaltszulage gewöhnlich nur einmal in mehreren Jahren gewährt.