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ANALYSE DER KLASSEN IN DER CHINESISCHEN GESELLSCHAFT 13
Friedenszeiten ist die Einstellung der erwähnten drei Gruppen des
Kleinbürgertums zur Revolution unterschiedlich; in Kriegszeiten aber,
das heißt, wenn die Wogen der Revolution hochschlagen und das
Morgenrot des Sieges sichtbar wird, beteiligt sich an der Revolution
nicht nur die linke Gruppe des Kleinbürgertums, sondern auch seine
mittlere Gruppe kann an ihr teilnehmen; selbst Elemente seiner
rechten Gruppe werden von der mächtigen revolutionären Welle des
Proletariats und der linken Gruppe des Kleinbürgertums mitgerissen,
und es bleibt ihnen nichts übrig, als mit der Revolution mitzugehen.
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Die Erfahrungen der Bewegung des 30. Mai im Jahre 1925 und der
Bauernbewegung in verschiedenen Gegenden beweisen die Richtig-
keit dieser Feststellung.
Das Halbproletariat. Zu dem Halbproletariat, von dem hier die
Rede ist, gehören fünf Gruppen: 1. die überwiegende Mehrheit der
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Halbbesitzer ; 2. die armen Bauern; 3. die kleinen Handwerker;
4. die Handlungsgehilfen ; 5. die Straßenhändler. Die überwiegende
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Mehrheit der Halbbesitzer bildet zusammen mit den armen Bauern
eine zahlenmäßig gewaltige Masse der Landbevölkerung. Und das,
was als die Bauernfrage bezeichnet wird, ist hauptsächlich das Problem
dieser Schichten. Die Wirtschaft der Halbbesitzer, der armen Bauern
und der kleinen Handwerker ist durch eine Kleinproduktion noch
geringerer Ausmaße gekennzeichnet. Obwohl die überwiegende
Mehrheit der Halbbesitzer und die armen Bauern zum Halbproletariat
gehören, teilen sie sich dennoch ihrer ökonomischen Lage nach wie-
derum in eine obere, eine mittlere und eine untere Gruppe. Die
Halbbesitzer haben ein schwereres Leben als die Bauern auf Eigenland,
da ihnen das Getreide nur für etwa ein halbes Jahr reicht und sie,
um zusätzliche Nahrungsmittel zu erhalten, gezwungen sind, fremden
Boden hinzuzupachten oder teilweise ihre Arbeitskraft zu verkaufen
oder Kleinhandel zu treiben. Zwischen Frühjahr und Sommer, wenn
die alte Ernte verbraucht ist, die neue aber noch auf dem Halm steht,
müssen sie gegen Wucherzinsen Geld leihen und Nahrungsmittel zu
hohen Preisen kaufen. Dieser Teil der Bauernschaft hat es natürlich
schwerer als die Bauern auf Eigenland, die von keiner Seite Hilfe
brauchen, aber dennoch stehen sich die Halbbesitzer besser als die
armen Bauern. Denn die armen Bauern besitzen keinen eigenen
Boden und erhalten für ihre Arbeit nur die Hälfte oder noch weniger
als die Hälfte ihrer Ernte, während die Halbbesitzer zwar von dem
Teil des Bodens, den sie hinzupachten, ebenfalls nur die Hälfte oder
weniger als die Hälfte der Ernte erhalten, doch vom eigenen Boden