Page 5 - Rede im Hauptquartier der UNESCO
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REDE IM HAUPTQUARTIER DER UNESCO
Die chinesische Zivilisation hat einen historischen
Entwicklungsprozess von über 5000 Jahren durchlaufen, aber dabei sind
ihre Ursprünge niemals in Vergessenheit geraten. In dieser Überlieferung
schlug sich die tiefste geistige Bestrebung der chinesischen Nation
nieder und formte sich deren einzigartiger geistiger Charakter. Chinas
traditionelle Kultur bietet der chinesischen Nation reichliche Nahrung
für die fortwährende Entwicklung und Erstarkung. Unsere Zivilisation
ist auf chinesischem Boden entstanden, und doch ist sie gleichzeitig auch
eine Zivilisation, die kontinuierlich im Austausch und Voneinanderlernen
mit anderen Zivilisationen gewachsen und gereift ist.
Mehr als 100 Jahre v. u. Z. begann man in China, die Seidenstraße
in die fernen Westlichen Regionen zu erschließen. 138 v. u. Z. und
119 v. u. Z. wurde Zhang Qian als Gesandter der Han-Dynastie (204
v. u. Z. – 24 u. Z.) zweimal auf Reisen gen Westen geschickt, um dort
die chinesische Kultur zu verbreiten. Er führte seinerseits die Früchte
fremder Kulturen nach China ein, brachte etwa Weintrauben, Luzerne,
Granatäpfel und verschiedene Sesamarten zurück in die Heimat. In
der Westlichen Han-Dynastie gelangten chinesische Handelsflotten bis
nach Indien und Sri Lanka und tauschten dort chinesische Seide gegen
Farbglasuren, Perlen und andere Güter. Die Tang-Dynastie (618–907)
wurde zu einer besonders lebendigen Epoche für den Austausch mit
dem Ausland in der Geschichte Chinas. Historischen Quellen zufolge
tauschte China damals mit über 70 befreundeten Ländern Gesandte
aus. In der damaligen Hauptstadt Chang’an trafen zahlreiche Gesandte,
Händler und Gelehrte aus aller Herren Ländern zusammen. Ein derart
großer Austausch förderte die Verbreitung der chinesischen Kultur bis
in weit entfernte Gegenden und brachte umgekehrt noch mehr fremde
Kulturerzeugnisse und Waren nach China. Anfang des 15. Jahrhunderts
unternahm der berühmte Seefahrer und Navigator der Ming-Dynastie
(1368–1644) Zheng He, sieben Expeditionen in die Westlichen Meere,
die ihn in viele Länder Südostasiens und sogar bis ins ostafrikanische
Kenia führten. Von seinen Reisen zeugen noch heute Geschichten über
den freundschaftlichen Austausch Chinas mit den Völkern der Länder
entlang seiner Expeditionsroute. In der ausgehenden Ming-Dynastie und
beginnenden Qing-Dynastie (1644–1911) eigneten sich die Chinesen
mit großem Eifer Kenntnisse der modernen Wissenschaft und Technik
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